Okzitanien: Château de Magrin – das Pastell-Schloss

30. November 2021

Okzitanien: Château de Magrin – das Pastell-Schloss

Das denkmalgeschützte Château de Magrin beherbergt das einzige Pastellmuseum Frankreichs. Der Name stammt von einer gelben Pflanze, die in der Renaissance ganz Europa blaue Blätter bescherte: dem Färberwaid. Der massive Export des Pastellblaus bedeutete für das Dreieck zwischen Toulouse, Albi und Revel einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung – und machte das Lauragais zum Pays de Cocagne, zum Schlaraffenland.

Der einstige Stammsitz eines Pastellhändlers aus dem Tarn thront auf einem 330 Meter hohen Hügel hoch über den Sonnenblumen- und Kornfeldern des Lauragais. Aus der Ferne wirkt die Höhenburg, in der Heinrich IV. 1585 Zuflucht fand, auf den ersten Blick wie eine Ruine. Wer näher kommt, sieht, dass nur ihre Mauern lückenhaft sind und der Bergfried (Donjon) eine Ruine ist. Das restliche Schloss ist zur einen Seite ein privates Domizil. Die andere Seite nimmt auf 400 Quadratmetern das Schlossmuseum mit seiner Sammlung ein. Seine Schätze sind zwei äußerst seltene Kuriositäten: ein authentischer Cocagne-Trockner und eine originalgetreue Pastellmühle.

Château de Magrin. Photo Credit: T. Wojtowicz, CC BY-SA 2.0
Château de Magrin. Photo Credit: T. Wojtowicz, CC BY-SA 2.0

Blau war die edelste Farbe des Mittelalters. Nur Könige, reiche Adelige und der hohe Klerus konnte sich sie leisten. Denn bis zur Entdeckung des Indigos im Jahr 1560 gab es nur ein einziges Verfahren – und eine einzige Pflanze – um den Rohstoff zum Färben zu erhalten. Ihn lieferte ein zweijähriger Kreuzblüter, der bis zu einem Meter hoch auf den Feldern des Pays de Cocagne gelb blühte: Isatis tinctoria, zu Deutsch Färberwaid oder Pastell. War die Pflanze ein Jahr alt, stießen die Pastellbauern einst mit dem Waideisen die langen, dicken Blätter ab. Nur sie enthalten das farblose Glycosid Indikan, das sich beim stundenlangen Färben ins Blau verwandelt.

Färberwaid (Pastell). Photo Credit: Pethan CC BY-SA 3.0
Färberwaid (Pastell). Photo Credit: Pethan CC BY-SA 3.0

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Der Haupt-Ausstellungssaal befindet sich in der ersten Etage und zeigt in seinen Vitrinen neben Manuskripten und Werkzeugen auch Stoffe, die mit Pastell gefärbt wurden. Und, zum Vergleich, auch Stoffe, die nach der Erfindung des Indigo blau gefärbt wurden. Der vierte Saal des Schlossmuseums ist thematisch nicht dem Pastell gewidmet, sondern entführt in jene Zeiten, als der Südwesten vom 5. bis 8. Jahrhundert das Reich der Westgoten bildete.

Am Schloss beginnt der Sentier du Pastel. Diese acht Kilometer lange Rundwanderung folgt einer römischen Straße. 2,5 Stunden lang präsentiert sie, vorbei an mittelalterlichen Ruinen, die Landschaften des Tarns. Deutlich länger ist die Route du Pastel. Die insgesamt rund 200 Kilometer lange Themenroute führt zu rund zwei Dutzend Stätten, die die Geschichte der Pastellherstellung mitgeprägt haben. Dazu gehören neben den Hochburgen Albi und Toulouse auch die Schlösser von Loubens und Montgeard in Haute-Garonne, Caudeval in der Aude oder die Bastide von Mazères in Ariège.

Mehr dazu und 49 weitere Tipps lest Ihr in dem Buch "Okzitanien – Frankreichs Süden: 50 Tipps Abseits der ausgetretenen Pfade von Hilke Maunder: https://360grad-medienshop.de/Okzitanien

Über das Buch

Toulouse ist das leicht zu erreichende Sprungbrett einer Region, die Hochgebirge und Mittelmeer, einsame Lagunen und urige Wälder, quirlige Backsteinstädte und romantische Bastiden in einem Puzzle von 13 Départements vereint: Okzitanien ist die Quintessenz des Südens  Frankreichs. Der echte Midi beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre ganz eigene Kultur, Sprache und Küche pflegt.

L’Occitanie ist Frankreich – und doch ganz anders. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 Grand Sites –  und schier unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwele enthält dieser Band: besondere Menschen, einzigartige Museen, Wander- und Radeltipps, Naturperlen und Kunststätten, die überraschen. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!

Über die Autorin: Hilke Maunder, geboren 1961, berichtet seit drei Jahrzehnten aus Australien und Frankreich. Seit 2014 hat die Hamburgerin mit der Welt im Herzen ein zweites Zuhause in einer der unbekanntesten Ecken Okzitaniens – in Saint-Paulde-Fenouillet, der Hauptstadt der alten Comarca Fenouillèdes und Tor zum Naturpark Corbières-Fenouillèdes, der im September 2021 gegründet wurde. Zum Prinzip ihrer Reisen gehört es, möglichst nie die gleiche Straße zu nehmen. 50 der Geheimtipps, die sie so entdeckt hat, verrät sie in diesem Buch, weitere Entdeckungen auf ihrem Blog meinfrankreich.com. 2014 verlieh Frankreich der Autorin die französische Verdienstmedaille des Tourismus.

Bibliografische Angaben

  • Taschenbuch: 256 Seiten
  • Format: 16,5 x 11,5 cm
  • Verlag: 360° medien; 1. Auflage (November 2021)
  • ISBN: 978-3-96855-278-1
  • Preis: 14,95 €

Das Buch ist erhältlich im Buchhandel, auf den gängigen Online-Plattformen und im Verlagsshop: https://360grad-medienshop.de/Okzitanien

Text und Bilder: Hilke Maunder