Schottland: Die Insel Inchcailloch im Loch Lomond

12. Juli 2022

Schottland: Die Insel Inchcailloch im Loch Lomond

Der Trossachs National Park ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Doch es braucht nicht viel, um dem Besucheransturm auszuweichen und die ruhigen Ecken zu erkunden.

Der Trossachs ist der älteste Nationalpark Schottlands und eine Wald gewordene Verschnaufpause vom Alltag. Berge und Seen beherrschen die fast 1900 Quadratkilometer große Szenerie. Der Nationalpark bietet rund 200 Vogelarten sowie seltenen Pflanzen eine Heimat. Im Sommer liegt der Duft von Baumharz in der Luft. Über dem dunklen Grün der Baumwipfel leuchten in der Ferne die weißen Gipfel der Highlands.

Das Zentrum des Trossachs ist der See Loch Lomond, vielfach besungen und gefeiert in Liedern und Gedichten. Das Lied von den „heiteren Ufern des Loch Lomond” („bonny banks of Loch Lomond”) lernen die schottischen Kinder schon in der Schule. Der Schriftsteller Sir Walter Scott kam an den See, um für seinen Roman „Rob Roy” über den gleichnamigen schottischen Rebellen zu recherchieren.

Die Insel Inchcailloch. Foto: Adam Fagen, Creative Commons CC BY SA 4.0
Die Insel Inchcailloch. Foto: Adam Fagen, Creative Commons CC BY SA 4.0

Die Inseln Inchcailloch, Creinch und Inchmurrin liegen im See aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Ein ehemaliges Postboot bringt die Fahrgäste von der Ortschaft Balmaha am Südufer des Loch Lomond zur Insel Inchcailloch, die sich im südlichen Teil des Sees befindet. Die Insel ist zwar nur 85 Meter hoch, doch vom Gipfel der Insel haben Besucher einen weiten Blick über den See.

Die Fahrt führt vorbei an Segelbooten, die bei Balmaha vor Anker liegen. Vom Wasser aus sieht die Insel Inchcailloch aus wie ein überdimensionaler Maulwurfshügel. Die Ufer sind dicht bewaldet. Gelegentlich blitzt allerdings ein bunter Rucksack durch den grünen Vorhang aus Blättern. Der beliebte und viel frequentierte Fernwanderweg Westhighland Way führt an der Ostseite des Loch Lomond direkt durch den Nationalpark.

Auf auf der Insel Inchcailloch stehen hohe Laubbäume dicht an dicht. Im April und Mai legt der Frühling einen Teppich aus „Bluebells” (Hyacinthoides non-scripta) aus. Das kräftige Blau gesellt sich zu dem Hellgrün der jungen Buchenblätter.

Bluebells auf Inchcailloch
Bluebells auf Inchcailloch

Der Loch Lomond sowie sein Umland waren einst die Heimat des Clans MacGregor. Auf der Insel Inchcailloch bestatteten die MacGregors ihre Toten. Wie es dabei zuging, beschreibt im 18. Jahrhundert ein unbekannter Zeitzeuge mit einigem Erstaunen: „Die meisten Teilnehmer der Beerdigung waren Highlander. Vom ersten bis zum letzten Mann genehmigte sich jeder von ihnen zwanzig Runden eines Getränks, das sie Whisky nannten. Sie waren danach so ausgelassen und munter, dass sie fast vergaßen, den Leichnam zu bestatten.”

Der alte Friedhof des Clans MacGregor
Der alte Friedhof des Clans MacGregor

Der kleine Friedhof stahlt eine geheimnisvolle Ruhe aus. Auf den alten Gräbern wachsen blaue Glockenblumen. Die Ruine einer kleinen Kirche ist im Schatten der alten Eichen kaum zu erkennen. Die vergangenen Jahrhunderte haben eine grüne Schicht aus Moos und Flechten wie feinen Puder auf die Grabsteine gelegt. Doch die Namen und die in Stein gehauene Tiermotive wie Ochsen und Schafe sind noch immer erstaunlich gut zu erkennen.

Der bekannteste Vertreter des Clans MacGregor war Rob Roy, ein schottischer Volksheld und Geächteter aus dem frühen 18. Jahrhundert. Rob Roy war zwar ein Viehdieb, wurde aber auch wie ein schottischer Robin Hood verehrt. Hollywood widmete Rob Roy im Jahr 1995 einen Film mit dem Schauspieler Liam Neeson in der Hauptrolle.

Text: Nicola de Paoli, Fotos: Schottland Magazin

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Über das Buch

Die Highlands, unbekannte Sehenswürdigkeiten und keltische Traditionen: Dieses Buch ist für Reisende, die viele unterschiedliche Facetten von Schottland kennenlernen wollen. Die 50 Tourenvorschläge und Reiseideen liegen „abseits der ausgetretenen Pfade“, sind aber dennoch meist innerhalb eines Tages und einfach zu erreichen.

Die Leserinnen und Leser, die aktiv sein möchten, erhalten Tipps für Wanderungen in den wenig bekannten Lowlands und in den Highlands. Bootstouren bringen Sie zu unbewohnten Inseln und zu den Brutkolonien von Papageientauchern und anderen Seevögeln. Einsam gelegene Festungen aus der Bronzezeit warten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Reisende mit Ziel Glasgow, Dundee oder Edinburgh erleben die eher unbekannte Seite der großen Städte Schottlands.  Eine kleine, aber feine Auswahl von gemütlichen Unterkünften und traditionellen Pubs runden die Vorschläge ab. Ganz nebenbei erhalten Sie Einblicke in die Geschichte, Geologie und Kultur des Landes – sowie in die Kunst des Whiskymachens. Auf Gälisch heißt es Fàilte! –  Willkommen in Schottland!

Über die Autorin:  Nicola de Paoli ist eine britisch-deutsche Autorin mit italienischen Wurzeln. Sie ist eine ausgewiesene Schottland-Kennerin und gibt das bundesweit erscheinende Schottland-Magazin heraus. Schottland sei ihre zweite Heimat, sagt Nicola de Paoli: „Mich faszinieren die  ständigen Wetterwechsel. So sieht die schottische Landschaft immer anders aus.“

  • Taschenbuch: 256 Seiten, Preis: 16,95 €
  • Verlag: 360° medien; 1. Auflage (Juli 2022)
  • Format: 11,5 cm x 16,5 cm
  • ISBN: 978-3-96855-293-4