Japan:  Hanami – Verrückt nach Kirschblüten

12. April 2022

Japan: Hanami – Verrückt nach Kirschblüten

Wann werden sich die ersten Knospen öffnen? Wann werden sie wo im Lande voll erblühen? Und wird der Frost dem Zauber doch noch ein jähes Ende setzen?

Hanami: Verrückt nach Kirschblüten

Kirschblüte an der Kintaikyo Bridge. Foto: JNTO
Kirschblüte an der Kintaikyo Bridge. Foto: JNTO

Jeden Frühling erwarten die Japaner allesamt mit Hochspannung das Ende der abendlichen Fernsehnachrichten, denn dann läuft der Bericht über den aktuellen Stand der Sakura-Kirschblüten: Wann werden sich die ersten Knospen öffnen? Wann werden sie wo im Lande voll erblühen? Und wird der Frost dem Zauber doch noch ein jähes Ende setzen? Zahllose Meteorologen geben sich den Vorhersagen zur Hanami-Saison hin (wer selber nachschauen möchte, findet alle Daten unter https://n-kishou.com/corp/news-contents/sakura/?lang=en). Wörtlich übersetzt bedeutet Hanami "Blumen anschauen", und gemeint sind natürlich die Kirschblüten, die traditionell den Frühlingsbeginn symbolisieren. Normalerweise beginnt die Blüte Ende Januar in Okinawa und wandert langsam nach Norden, bis sie im Mai Hokkaido erreicht.

Volksfest unter Blüten

In dieser Zeit, in der sich Parks und Gärten in ein rosarotes Meer an Blüten verwandeln – in Japan gibt es mehr als 300 Arten verschiedener Kirschbäume! – geht es allerdings nicht nur um die Freude am Frühlingsbeginn. Die Kirschblüte steht für die Schönheit des Vergänglichen, für den Aufbruch, aber auch für die perfekte Ästhetik – und die Unbeständigkeit jeglicher Perfektion, denn sie verblühen schnell. So viel Symbolik muss natürlich gefeiert werden.

In der Zeit der Kirschblüte verwandeln sich die japanischen Parks daher in eine Art Freiluft-Picknick-Areal. Dass man dabei nicht nur auf die Blüten schaut, sondern auch ein wenig in die Flasche, gehört dazu. Egal ob klassisch japanisch bei Sake oder doch lieber bei Bier oder Wein, Hanami ist so etwas wie das japanische Oktoberfest ohne Blasmusik, dafür aber mit Bento-Box und Eigenverpflegung. Wichtigstes Utensil ist allerdings eine große blaue Plastikplane, auf der nach Feierabend möglichst viele Freunde, Familienmitglieder oder Kollegen Platz finden. Gut, wenn man dann einen kleinen Bruder oder Praktikanten hat, den man tagsüber dazu verdonnern kann, bis zum Abend einen Platz unter den schönsten Bäumen freizuhalten.

Und für alle Besucher, die die Gelegenheit haben, daran teilzunehmen gibt es sogar eine Gelegenheit zu interkulturellen Fettnäpfchen: Die blaue Plane darf man natürlich nicht mit Schuhen, sondern nur in Socken betreten. Aber auch jenseits der Parks hat Hanami das japanische Leben im März und April fest im Griff: Restaurants legen für diese Zeit spezielle Sakura-Menüs auf, bekannte Süßigkeitenmarken sind in einer rosa Sakura-Version zu haben (Lindt-Schokolade verkauft beispielsweise eine nur in Japan erhältliche Sakura-Variante der Lindor-Kugeln), und sogar die Mayonnaise darf dann rosa sein!

Nicht nur in Japan: Sakura at home

Besonders beliebte Hanami-Orte in Tokyo sind der Ueno-Park, der Park Shinjuku Gyoen und der Yoyogi-Park, während man die Kirschblüten in Kyoto auch auf einem Spaziergang entlang des Philosophenwegs genießen kann. Den absoluten Sakura-Overkill gibt es in den Yoshino Bergen von Nara, wo rund 30.000 Sakura-Bäume die Berge rosa färben. Wer lieber mit dem Boot unterwegs ist, gondelt über den Fluss Shiroishigawa in Shiroishi in der Provinz Miyagi, der über acht Kilometer rechts und links mit Kirschbäumen gesäumt ist.

Allerdings muss man nicht unbedingt nach Japan fahren, um Hanami zu feiern – auch in Deutschland gibt es einige Orte, die geradezu prädestiniert sind, die blaue Plastikplane auszupacken und sich dem Kirschblütenrausch hinzugeben, wenn auch, aus klimatischen Gründen, erst Mitte April bis Anfang Juni: Seit 1968 gibt es beispielsweise in Hamburg ein Sakura-Fest der japanischen Community, das auch in diesem Jahr wieder im Mai stattfinden wird (der genaue Termin wird noch unter https://www.hamburg-tourism.de/sehen-erleben/veranstaltungen/japanisches-kirschbluetenfest/ bekanntgegeben) - und natürlich die dazu passenden Bäume am Ufer der Außenalster, der Alsterkrugchaussee und am Altonaer Balkon. In Berlin ist der Mauerweg zwischen Lichterfelde-Süd und Teltow mit mehr als 1000 Sakurabäumen ab Mitte April der ideale Ort für ein echtes Hanami.

In Hannover lockt wiederum der Hiroshima-Gedenkhain im Park „Die Alte Bult“ mit hunderten von Sakura-Bäumen. Dort findet auch am 24. April das Kirschblütenfest mit japanischem Programm statt (https://www.hannover.de/Veranstaltungskalender/Feste-Festivals/Hannover-feiert-am-24.-April-das-Kirschbluetenfest), während sich in Bonn die Heerstraße (https://www.bonn.de/bonn-erleben/besichtigen-entdecken/kirschbluete.php) in der Altstadt in einen fluffigen rosa Tunnel verwandelt und wird für kurze Zeit ein beliebtes Instagram-Motiv wird. Ganz besonders lohnenswert ist auch München zu Zeit des Hanami, dort lohnt es sich, die blaue Plane im Olympiapark oder im Westpark auszubreiten – und den Sake nicht zu vergessen!