Bad Mergentheim: Internationales Oldtimer-Bustreffen im Taubertal

11. April 2022

Bad Mergentheim: Internationales Oldtimer-Bustreffen im Taubertal

In der nostalgischen Innenstadt von Bad Mergentheim sind Menschen gerne zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs. Gäste und Einheimische verweilen in der „guten Stube“ auf dem historischen Marktplatz, vor Fachwerkhäusern oder dem Alten Rathaus oder bewegen sich im Schritttempo zum und durch den blühenden Kur- und Schlossgarten. Touristische Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind im baden-württembergischen Heilbad von zentraler Bedeutung. Dass von Freitag bis Sonntag, 13./14./15. Mai, ausnahmsweise und erstmals seit 2016 wieder historische Autos über den Marktplatz fahren dürfen, hat ebenfalls sehr viel mit Nostalgie zu tun: Zum „8. Internationalen Oldtimer-Bustreffen“ haben sich Bus-Veteranen und Gäste aus ganz Europa angekündigt. Bei der Präsentation mit Preisverleihung und Gewinnspiel erwartet die beliebte Gesundheits- und Urlaubsstadt bei Musik, regionaler Kulinarik und guter Laune etwa 3.000 Besucher. Dafür versammeln sich die Oldtimerbusse am Sonntag, 15. Mai, in der Zeit von 9.30 Uhr und bis 16 Uhr, in der Innenstadt (Marktplatz und umliegende Straßen).

Ein Rückblick: Die Bus-Historie im Taubertal basiert auf der Gründung der „Kraftpostlinie“ im Jahre 1898. Die Fahrt von Bad Mergentheim über Dörzbach nach Künzelsau im Auftrag der Württembergischen Post gilt seinerzeit als technische Revolution. Die „Tour de Taubertal“ startet drei Jahre nachdem der weltweit erste mit einem Motor angetriebene Omnibus 1895 in Nordrhein-Westfalen zur Jungfernfahrt aufgebrochen war. Mit Briefen und Paketen sowie zehn Personen an Bord tuckert der Bus der Daimler-Morgen-Gesellschaft mit einem von Wilhelm Maybach konstruierten Phoenix Zwei-Zylinder mit zehn PS und Spritzdüsenvergaser durch die romantische Wein-Region.

Das Oldtimer-Bustreffen findet vom 13. bis 15 Mai statt. Foto: Jens Hackmann
Das Oldtimer-Bustreffen findet vom 13. bis 15 Mai statt. Foto: Jens Hackmann

Die Kraftübertragung erfolgt durch ein Drei- oder Viergangschaltgetriebe über Ritzel auf die Hinterräder – das modernste Triebwerk, das die Motortechnik aufzubieten hat. Für die etwa 30 Kilometer benötigt der Post-Express seinerzeit zwei Stunden und 15 Minuten.

„Dass wir nach sechs Jahren wieder daran erinnern können, freut mich sehr. Endlich versammeln sich historische Busse aus mehreren Ländern Europas wieder vor der historischen Kulisse unserer schönen Altstadt – wir heißen sie gerne und mit großer Freude willkommen. Es ist immer wieder aufs Neue eine beeindruckende und faszinierende Zeitreise, bei der mich nicht nur die originellen und ganz unterschiedlich geformten Oldtimer begeistern, sondern auch die Leidenschaft ihrer Besitzerinnen und Besitzer“, sagt der  Oberbürgermeister von Bad Mergentheim, Udo Glatthaar und ergänzt: „Hier erlebt man Design und Technik, dazu nostalgisches Flair und viele spannende Geschichten, die die Busse und Menschen, die sie lenken, bereits erlebt haben. Ein schöner Ausgangspunkt, um das vom Deutschen Orden geprägte Stadtbild samt Schloss zu entdecken – oder um in unsere blühenden Oasen des Schlossparks und Kurparks einzutauchen.“

Foto: Carsten Müller
Der "International Harvester" aus dem Jahr 1923. Foto: Carsten Müller

Erstmals erinnerte die Stadt Bad Mergentheim, die an der Kreuzung von Romantischer Straße und Württemberger Weinstraße liegt, anno 1998 mit einer großen Feier an das historische Ereignis „100 Jahre Kraftpostlinie“ und führte fortan einen Gedenktag ein. Seither reisen Busse und Fahrer älteren Semesters alle vier Jahre mit Modellen bekannter Marken wie Neoplan, Borgward, Setra, Merdeces Benz oder Volvo zum Oldtimerbus-Bustreffen an. Die Busse kommen aus Österreich, der Schweiz und zuletzt sogar aus Schweden. Ein grüner „International Harvester“ aus dem Jahre 1923 ist in den Geschichtsbüchern als bislang ältestes Fahrzeug vermerkt, das in Bad Mergentheim vorfuhr.

„Lassen wir uns überraschen, welche Raritäten in diesem Jahr den Weg ins wunderschöne Taubertal nach Bad Mergentheim finden. In jedem Fall können sich Gäste auf eine großartige Atmosphäre in unserer romantischen Altstadt und ein tolles Programm freuen. Das Oldtimer-Bustreffen war bislang immer wie eine große Familien-Party, an deren Ende sich Busbesitzer und Gäste gerne mit einem lockeren ‚Wir sehen uns dann also in vier Jahren!‘ voneinander verabschiedet haben“, sagt der Verkehrsdirektor der Stadt Bad Mergentheim, Kersten Hahn.

Daraus geworden sind sechs Jahre. Obwohl die Rahmenbedingungen aktuell schwierig sind, rechnet Hahn mit 60 Bussen. „40 Anmeldungen liegen bereits vor. Das ist ein eindrucksvolles Zeichen für die große Verbundenheit der Bus-Oldtimerfamilie und Bad Mergentheim – darauf das wir außerordentlich stolz“, so Hahn.

Renommiertes Bindeglied zwischen der Stadt Bad Mergentheim und der Bus-Branche ist Konrad Auwärter. Der 81-jährige Pionier kennt die deutsche Szene aus dem Effeff, hat er sie doch quasi mit aus der Taufe gehoben. Konrad Auwärter machte die Marke „Neoplan“ zu dem, was sie heute ist. Ursprünglich war Neoplan der Markenname unter dem die 1935 gegründete Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG ab 1953 selbsttragende Omnibusse herstellte. 2022 ist Neoplan eine Omnibus-Marke der MAN Truck & Bus AG. Im bayerischen Pilsting betreibt Konrad Auwärter einen Automobil-Park mit einem vielbeachteten Oldtimer-Museum.

Foto: Jens Hackmann
Foto: Jens Hackmann

Beim Oldtimer-Bustreffen in Bad Mergentheim am zweiten Mai-Wochenende wird Bus-Pionier Konrad Auwärter auf zahlreiche Nostalgiker treffen. Einer davon ist Josef Albrecht. Der leidenschaftliche Sammler aus Aalen besitzt fünf Oldtimer-Busse aus verschiedenen Epochen – einen rot-weiß gestreiften Mercedes-Bus aus dem Jahre 1963 zum Beispiel. Der Bus mit Namen „Sonja“ hat 110 PS, 34 Sitzplätze und ist schon alleine wegen der großen Fenster ein Hingucker. Nach Bad Mergentheim reist Albrecht mit „Pia“, einem dunkelgrünen Renault aus dem Jahre 1926. Das Fahrzeug hat 67 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit „von 40, vielleicht mal 42 Stundenkilometer“, so Albrecht.

Pia ist der aktuellste Zugang in Albrechts historischer Sammlung und eine Besonderheit – die Stehplätze im hinteren Teil des Fahrzeugs sind sehr ungewöhnlich, aber offiziell zugelassen. „Jeder Bus hat einen anderen Charakter und seine eigene Geschichte, die ihn zu etwas Besonderem macht. Früher gab es wesentlich mehr Hersteller und deshalb auch ganz unterschiedliche Gestaltungen“, erinnert sich Josef Albrecht.

Wer Josef Albrecht und seine Pia on tour sehen möchte, hat am Samstag, 14. Mai, die Gelegenheit. „Dieser Tag steht ganz im Zeichen der historischen Ausfahrten. Darüber hinaus bieten wir im Rahmen der Veranstaltung Stadtführungen und Weinproben für Gäste und Einheimische an“, sagt Stefanie Imhof, die bei der Stadt Bad Mergentheim für Tourismus und Kultur zuständig ist.

Ein besonderes Highlight wird ab 2023 wieder möglich sein. Auf „Kulinarischen Bustouren“ im Oldtimer werden heimische Leckereien zu regionalem Wein oder Gerstensaft gereicht. 2020 fuhr auch Bus-Nostalgiker Josef Albrecht die Schlemmer-Route durch das Taubertal – damals durfte Sonja mit.

Beitragsbild: Bad Mergentheim lädt ein zum „8. Internationalen Oldtimerbus-Treffen“. Foto: Jens Hackmann