Fichtelgebirge: Wanderung auf den sagenhaften Waldstein

01. März 2022

Fichtelgebirge: Wanderung auf den sagenhaften Waldstein

Im Dunkeln sollen oben beim Gipfel des Waldsteins manchmal sprühende Funken zu sehen sein, dann schlagen Teufel und Geister beim Kartenspiel ihre eisernen Kartenauf einen steinernen Tisch. So heißt es in einer der Sagen, die sich um den vierthöchsten Berg des Fichtelgebirges ranken,der mit den alten Burgruinen, dem Bärenfang und der Saalequelle lohnendes Ziel einer Wanderung ist.

Es hat geregnet, Wasser tropft von den Bäumen. Weit reicht die Sicht heute nicht, hier oben am Großen Waldstein, dem vierthöchsten Gipfel des Fichtelgebirges. Von dem man bei schönem Wetter einen weiten Blick über die gesamte Region hat. Doch heute sind im Nebel nur schemenhaft die Ruinen des Roten Schlosses, einer Raubritterburg aus dem 14. Jahrhundert, auszumachen. Eine von zwei Burgen, die einst auf dem Großen Waldstein (877 Meter) erbaut wurden.

Vom Parkplatz an der Gaststätte Waldsteinhaus (auch Unterkunftshaus des Fichtelgebirgsvereins) geht es Stufen empor, an verwitterten Felsformationen entlang. Fantastisch wirken die teilweise, gerade bei diesem Wetter. Zum Beispiel der sogenannte „Teufelstisch“, eine Felsformation, die an einen großen Pilz erinnert. Hier sollen der Sage nach um Mitternacht der Teufel, Geister und Kobolde zum Kartenspiel aufeinandertreffen und um Glockenschlag 1 Uhr wieder verschwinden.

Gleich gegenüber liegt der Eingang zur Westburg, die auch wegen ihres früheren roten Ziegeldachs „Rotes Schloss“ genannt wird. Erbaut im 14. Jahrhundert durch die Herren von Sparneck, im 16. Jahrhundert durch den Schwäbischen Bund zerstört, weil die von Sparnecker gemeinsame Sache mit einem berüchtigten Raubritter gemacht und auf dem Waldstein kaiserliche Beamte als Geiseln gefangen gehalten hatten. Noch erhalten sind die Grundmauern sowie ein Torhaus mit Torweg, was zumindest einen Eindruck von der einstigen Anlage vermittelt.

Von der Ruine läuft man immer leicht bergauf in östlicher Richtung zur Schüssel, dem höchsten Punkt auf dem Waldsteingipfel. Hoch übereinander getürmt sind hier Granitblöcke, auf denen oben ein ausgewaschener Felsen – die „Schüssel“ – mit kleinem Aussichtspavillon thront. Hinauf kommt man über Steinstufen und mehrere steile Treppen.

Oberfränkisches Bauernmuseum Kleinlosnitz
Oberfränkisches Bauernmuseum Kleinlosnitz

Am Fuß der Schüssel stößt man auf die Ruine einer spätromanischen Kapelle, einziges Überbleibsel der sogenannten Ostburg, der ersten Burg auf dem Waldstein von etwa 1100. Zurück geht es von hier Richtung Waldsteinhaus, in dessen Nähe eine weitere Besonderheit wartet – ein steinerner Bärenfang. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert, ein kleines Gebäude, in dem Köder ausgelegt wurden, um Bären anzulocken. Die so gefangenen Tiere wurden dann nach Bayreuth in den Zwinger des Markgrafen gebracht, der letzte Bär ging hier 1760 in die Falle.

Noch ein kleiner Abstecher gefällig? Nur wenige Hundert Meter vom Waldsteingipfel entspringt die sächsische Saale. Und was als Rinnsal unter einer Mauer aus roh behauenen Granitblöcken hervorquillt,mündet rund 400 Kilometer weiter nördlich als imposanter Fluss in Sachsen-Anhalt in die Elbe.

Aktivitäten: Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz: mit Brotzeitstube, auch Ausstellungen, Konzerte, Kinoabende; Mai bis September Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag bis 17 Uhr. Oktober bis Mitte November sowie Februar bis April ab 13 Uhr; Eintritt Erwachsene 3 EUR, ermäßigt 2 EUR; Kleinlosnitz 5, 95239 Zell im Fichtelgebirge, kleinlosnitz.de

Mehr dazu und 39 weitere HeimatMomente im Fichtelgebirge und Frankenwald lest Ihr in dem Buch von Sabine Loeprick:  https://360grad-medienshop.de/hm-fichtelgebirge-und-frankenwald

Über das Buch:

Wildromantische Felsformationen, kleine Flüsschen, verträumte Weiher mitten im Wald. Ein „Stück von Entenhausen“, Ruinen von Raubritterburgen. Alte Weberhäuser, barocke Kapellen und die sogenannten Markgrafenkirchen – all das findet man in Bayerns Nordosten, im Fichtelgebirge und im Frankenwald. Mit Gipfeln bis zu gut 1000 Metern und abwechslungsreichen Landschaften hat sich die Region längst als beliebtes Ziel für Wanderer und Mountainbiker etabliert, sich aber auch einen Namen als kulturell interessante „Genussregion“ gemacht.

In 40 Mikroabenteuern durchstreift die Autorin das Fichtelgebirge und den nordöstlichen Teil des Frankenwalds, kraxelt durch Europas größtes Felsenlabyrinth und besucht das älteste  Freilichttheater Deutschlands vor imposanter Naturkulisse. Sie macht einen Abstecher zu „Bayerns barockem Himmel“ und zum Kräuterdorf, wandert durch Flusstäler und zu Burgruinen und stellt spannende Museen nicht nur für „Schlechtwetter- Tage“ vor. Eine persönliche Auswahl, bei der das am westlichen Rand des Fichtelgebirges liegende Bayreuth nicht fehlen darf.

Über die Autorin: Unterschiedlichste Facetten einer Region zu entdecken und diese vorzustellen, darum geht es der Berliner Hörfunk- und Magazin-Journalistin Sabine Loeprick. Egal, ob sie im Westen Australiens zu nachhaltigem Tourismus recherchiert oder sich im Osten Frankreichs mit fast ausgestorbenen Metiers beschäftigt. In ihrem ersten Reiseführer hat sie Fichtelgebirge und Frankenwald – zwei Urlaubsziele aus der Kindheit - neu für sich entdeckt. Und sich gerade für versteckt Liegendes abseits der bekannten Touristenziele begeistert.

  • Taschenbuch: 224 Seiten, 177 Bilder, 8 Karten
  • Format: 16,5 x 11,5 cm
  • Verlag: 360° medien; 1. Auflage (November 2021)
  • Preis: 14,95 €
  • ISBN: 978-3-96855-258-3

Text: Sabine Loeprick, Beitragsbild: Mystische Stimmung am Sagenumwobenen Waldstein. Photo Credit: Adrian Roßner