Franken: Lebendige Museen und Traditionen – Zeitreisen in die Vielfalt

05. Januar 2022

Franken: Lebendige Museen und Traditionen – Zeitreisen in die Vielfalt

Mittelalterliche Burgherren, barocke Fürstbischöfe, elegante Markgrafen, Kunst von Weltrang: Die fränkische Geschichte steht für unvergessliche Begegnungen. Besonders lebendig zeigt sie sich in den fränkischen Museen sowie in den Traditionen des Urlaubslands, von denen viele zum „Immateriellen Kulturerbe” der UNESCO zählen.

Eine Museumstour durch Franken ist die wohl einfachste Art, um seine persönliche Zeitreise zu starten. Soll es 140 Millionen Jahre zurück gehen, als Teile Frankens vom Jurameer bedeckt waren, in dem sich Fischsaurier tummelten und am Himmel der Urvogel Archaeopteryx seine Bahnen zog? Dann führt der Weg zum Beispiel nach Denkendorf ins Dinosaurier Museum Altmühltal, in dem sich diese längt vergangene Welt in Form eindrucksvoller Fossilien und lebensgroßer Nachbildungen offenbart (www.dinopark-bayern.de). Fast schon ein „Katzensprung“ scheint da im Vergleich die Reise ins Mittelalter und in die Renaissance, die in Franken eng mit dem Herrschergeschlecht der Hohenzollern verbunden ist. Dessen Aufstieg verfolgen die Besucher in der Ausstellung „Herrschaftszeiten! Erlebnis Cadolzburg“. Die mächtige Burg vermittelt Geschichte mit allen Sinnen: aufwendige Reproduktionen, Inszenierungen und Medienstationen lassen den Alltag auf einer Herrschaftsburg lebendig werden – vom Nachtlager auf dem Strohsack bis zum virtuellen Galopp durch die Ritterspiel-Arena (www.burg-cadolzburg.de).

„Denktour“ in die Zukunft

Die fränkische Zeitreise muss aber nicht immer in die Vergangenheit gehen – jedenfalls nicht, wenn man zu Gast im neuen Nürnberger Zukunftsmuseum ist. Die 2021 eröffnete Ausstellung erklärt und hinterfragt Technologien von morgen: von nützlichen Robotern über fliegende Autos bis zu Reisen zum Mars. Ein Höhepunkt ist ein riesiger, schwebender Globus, der mit acht Hochleistungsbeamern in ein Abbild der Erde verwandelt wird. Mitmachlabore, interaktive „Denktouren“ oder Workshops laden dazu ein, selbst Teil dieser Zukunft zu sein (www.deutsches-museum.de/nuernberg).

Weltkunst aus fünf Jahrtausenden

Das Knauf-Museum in Iphofen. Photo Credit: Wolf-Dietrich Weissbach
Das Knauf-Museum in Iphofen. Photo Credit: Wolf-Dietrich Weissbach

Eines gilt für die Vergangenheit ebenso wie für die Zukunft: Eine der sinnlichsten Arten, Geschichte zu erfahren, ist die Kunst. In Franken gibt es mit dem Knauf-Museum Iphofen ein Haus, das sowohl Höhepunkte aus dem alten Ägypten, aus Mesopotamien oder dem Imperium Romanum vereinigt. Allerdings sind diese Reliefs und Skulpturen aus fünf Jahrtausenden keine Originale, sondern hochwertige Gips-Abformungen – der Rundgang ist aber genauso beeindruckend, wie wenn man den Originalen gegenüberstehen würde. Das Knauf-Museum hat sich zudem mit seinen Sonderausstellungen einen Namen gemacht. Vom 27. März bis 6. November 2022 zeigt es „Marilyn – Die Frau hinter der Ikone“. Ausgewählte Objekte aus Marilyn Monroes Privatleben und Karriere machen deutlich, wie diese außergewöhnliche Frau Kulturgeschichte schrieb (www.knauf-museum.de).

Ein künstlerischer Ritt durch die Renaissance

Coburg, Eingangsbereich der Veste. Photo Credit: Kunstsammlungen der Veste Coburg
Coburg, Eingangsbereich der Veste. Photo Credit: Kunstsammlungen der Veste Coburg

Besonders hell strahlt aus künstlerischer Sicht in Franken die Renaissance – dank herausragender fränkischer Künstler wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä. oder Hans Süß von Kulmbach. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die Kunstsammlungen auf der Veste Coburg, die Fränkische Galerie auf der Festung Rosenberg in Kronach oder die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg sind perfekte Orte, um in die Kunst dieser Zeit einzutauchen. 2022 lohnt sich der Besuch doppelt: Zum einen wurde Schloss Johannisburg in den vergangenen Jahren umfassend saniert und öffnet wieder seine Tore für Besucher. Auch die Gemälde der Sammlung wurden restauriert und erstrahlen nun wieder in voller Pracht. Zum anderen stehen 2022 drei Jubiläen rund um die Renaissance im Kalender: 2022 ist es 500 Jahre her, dass Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche zum ersten Mal in Druck ging. Verleger dieses „Septembertestaments“ war Lucas Cranach d. Ä., ein enger Freund des Reformators und gleichzeitig auch sein Porträtist. Cranachs Geburtstag jährt sich 2022 zum 550. Mal. Das dritte Jubiläum befasst sich mit Hans Süß von Kulmbach, dessen Todestag 500 Jahre her ist.

Gleich mehrere Sonderausstellungen widmen sich diesen Jubiläen: Die Fränkische Galerie stellt das „Septembertestament“ in den Mittelpunkt ihrer Kabinett-Ausstellung (11. Juni bis 31. August 2022) und zeigt im gleichen Zeitraum die Sonderausstellung „Der verlorene Sohn... Kronach und sein Cranach“. Die dritte Kronacher Sonderausstellung widmet sich Hans Süß von Kulmbach und seinem Ruf als „Meister der Farben“ (27. Juli bis 31. Oktober 2022, www.kronach.de). Nach den Frauenbildern in der Zeit Cranachs fragt 2022 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg (www.gnm.de) und das Stiftsmuseum in Aschaffenburg lädt zur Ausstellung „Zwischen den Stühlen – Cranach, Luther und der Kardinal“ ein (15. Oktober 2022 bis zum 8. Januar 2023, www.museen-aschaffenburg.de).

Die Kontur einer neuen Zeit

Von der Renaissance geht es ins 19. Jahrhundert: ebenfalls eine Zeit, die mit großen Veränderungen verbunden war. Wie sehr sich dies in der Kunst widerspiegelt, zeigt das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Es beherbergt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus die größte Spitzweg-Sammlung der Welt. Das Museum ist außerdem bekannt für seine hochklassigen Wechselausstellungen: Sie widmen sie dieses Jahr dem Impressionisten Max Slevogt (13. März bis 19. Juni 2022), dem Blick der Malerei und der Fotografie auf die Industrie (24. Juli bis 9. Oktober 2022) und dem Expressionismus in Kunst und Film (13. November 2022 bis 19. Februar 2023, www.museumgeorgschaefer.de).

In Aschaffenburg hingegen öffnet am 3. Juni 2022 mit dem Christian Schad Museum ein Haus, das die Besucher mit der „Neuen Sachlichkeit“ und dem „Magischen Realismus“ bekannt macht. Grundlage der Ausstellung ist der umfangreiche Nachlass, den der 1982 verstorbene Künstler seiner zeitweiligen Wahlheimat Aschaffenburg vermachte. Dazu gehören auch die innovativen „Schadographien“: Mit lichtempfindlichem Papier fertigte Schad ohne die Hilfe einer Kamera Konturbilder an. Als einzige deutsche Institution besitzt das Museum eines der seltenen frühen Zeugnisse dieser Kunstform (www.christian-schad-museum.de).

Glasklare Variationen

Dass Kunst in Franken viele Formen annimmt, belegen jene Museen, die sich dem (Kunst-) Handwerk oder Industriegeschichte widmen: Das Oberfränkische Textilmuseum in Helmbrechts gehört ebenso dazu wie das Industriemuseum in Lauf an der Pegnitz, das Klöppelmuseum auf der Burg Abenberg oder das Porzellanikon in Hohenberg an der Eger und Selb. Welch filigrane Muster und leuchtende Farbspiele ein so zerbrechliches Material wie Glas hervorbringt, macht ganz in der Nähe von Coburg das Europäische Museum für Modernes Glas in Rödental deutlich. 2022 bietet der fünfte „Coburger Glaspreis” einen Gesamtüberblick zur zeitgenössischen Kunst, die sich mit dem Material Glas befasst. Die Werke der Künstler, die die Jury in die engere Auswahl genommen hat, sind vom 10. April bis 25. September 2022 auf der Veste Coburg und im Europäischen Museum für Modernes Glas zu sehen (www.kunstsammlungen-coburg.de).

Kunst im Glas und auf dem Teller

Gärtner- und Häckermuseum in Bamberg. Photo Credit: BAMBERG Tourismus & Kongress Service | Lara Müller | Jürgen Schraudner
Gärtner- und Häckermuseum in Bamberg. Photo Credit: BAMBERG Tourismus & Kongress Service | Lara Müller | Jürgen Schraudner

Porzellan und Glas sind aber natürlich auch Gebrauchsgegenstände, auf denen in Franken eine ganz andere Kultur serviert wird: die kulinarische Vielfalt des Urlaubslands! Dieser Genusskultur widmen sich ebenfalls eine ganze Reihe an Museen, unter denen das HopfenBierGut in Spalt ein hervorragendes Ziel darstellt. Seine Besucher tauchen ein in die Welt des Hopfenanbaus und der Bierherstellung, die in Franken einen sehr großen Stellenwert besitzt: mit dem begehbaren Braukessel, einem interaktiven „Tischlein-Deck-Dich“ oder der Kostprobe an der „ProBierBar“ wird der Museumsbesuch zu einem sinnlichen Erlebnis (www.hopfenbiergut.de). Ein kulinarisches Trio steht in Kulmbach auf der Museumskarte: Unter dem Dach des Mönchshofes sind das Bayerische Brauereimuseum, das Bayerische Bäckereimuseum und das Deutsche Gewürzmuseum vereint (www.kulmbacher-moenchshof.de). Auch in Bamberg haben kulinarische Kulturentdecker die Wahl, ob sie im Fränkischen Brauereimuseum in die Biergeschichte eintauchen oder im Gärtner- und Häckermuseum der grünen Seite des UNESCO-Welterbes Bamberg auf den Grund gehen (www.bamberg.info/museen).

Welterbe zum Mitfeiern

Tatsächlich ist diese „Gartenstadt“ ein wichtiger Teil des Bamberger Welterbes – und das sogar in doppeltem Sinne. Nicht nur, dass die ganze Altstadt zum Welterbe der UNESCO zählt: Auch der „Innerstädtische Erwerbsgartenbau“ selbst wurde als lebendige Tradition von der UNESCO ausgezeichnet. Er steht im deutschen Bundesverzeichnis des „Immateriellen Kulturerbes“. Eine Ehre, die diese Tradition mit vielen weiteren in Franken teilt: von der Dörrobstherstellung im Steigerwald über das Flechthandwerk im Obermain•Jura bis zur Marktredwitzer Krippenkultur. Wer zu Gast in Franken ist, kann selbst Teil dieses Kulturerbes werden. Wie das geht? Ganz einfach mitfeiern, denn zu den ausgezeichneten Traditionen gehören auch Feste wie das historische Festspiel „Der Meistertrunk” in Rothenburg ob der Tauber (3. bis 6. Juni 2022) oder die Lindenkirchweih im Thurnauer Ortsteil Limmersdorf, bei der in der Krone einer mächtigen Linde getanzt wird (27. bis 30. August 2022). Auch die „Kinderzeche“ in Dinkelsbühl zählt dazu: Das Festspiel, das von der Rettung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg erzählt, feiert dieses Jahr Jubiläum: Es findet zum 125. Mal statt (15. bis 24. Juli 2022, (www.frankentourismus.de/veranstaltungskalender). 

Zu jeder Zeit ein Erlebnis sind die weiteren UNESCO-Welterbestätten in Franken: Neben der Bamberger Altstadt gehören dazu der Obergermanisch-Raetische Limes als einstige Grenze des römischen Reiches, die fürstbischöfliche Residenz in Würzburg sowie das Markgräfliche Opernhaus in Bamberg. Neuestes Mitglied im Kreis der fränkischen Weltkultur ist Bad Kissingen: Das traditionsreiche Heilbad wurde als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ im vergangenen Sommer in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen (www.frankentourismus.de/unesco-welterbe-franken).

Beitragsbild: Aschaffenburg, Schloss Johannisburg im Winter. Photo Credit: Aschaffenburg | FrankenTourismus