Loreley: Mit dem Rad unterwegs im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal

28. März 2023

Loreley: Mit dem Rad unterwegs im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ …: diese Zeile aus dem Gedicht von Heinrich Heine über die Loreley geht mir durch den Sinn, als wir kurz nach dem Start unserer Radtour in St. Goarshausen bei Wellmich abbiegen und anschließend auf 16 Kilometern über Dahlheim bis nach Dachsenhausen gefühlt durchgehend bergauf strampeln. Wir sind doch nicht in den Alpen sondern im Taunus unterwegs …
Verdiente Pause kurz vor Dalheim. Foto: Andreas Walter
Verdiente Pause kurz vor Dahlheim. Foto: Andreas Walter

Die Landschaft entschädigt jedoch für die Strapazen. War es anfangs der Rhein, der immer wieder die Blicke auf sich zog, sind es nun die reizvollen Hügel und kleinen Orte des Hintertaunus, die für Abwechslung sorgen. Und als die Räder hinter Dachsenhausen wieder zügig bergab Richtung Braubach am Rhein rollen steigt die Vorfreude. Selbst die Straße querende Eichhörnchen können uns nicht mehr aufhalten, als wir in Braubach eine weitere Steigung hoch zur Marksburg erklimmen, unser erstes Etappenziel.

Imposant thront die Marksburg über Braubach. Foto: Andreas Walter
Imposant thront die Marksburg über Braubach. Foto: Andreas Walter

Die im Jahre 1231 erstmals erwähnte Burg gilt als die am besten erhaltene und nie zerstörte Höhenburg am Mittelrhein. Neben einer Burgführung mit Blick in die schauerlich eingerichtete Folterkammer lohnt auch der Besuch des Kräutergartens mit mittelalterlicher Nutz- und Zierbepflanzung. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen und der Behebung einer Reifenpanne geht es mit den Rädern weiter entspannt am Rhein entlang bevor wir mit der Autofähre in Boppard die Rheinseite wechseln.

Blick auf die Burg Rheinfels oberhalb von St. Goar. Foto: Andreas Walter
Blick auf die Burg Rheinfels oberhalb von St. Goar. Foto: Andreas Walter

Die letzte Teiletappe am ersten Tag führt dann linksrheinisch rheinaufwärts, wo ein letzter steiler Anstieg zum Ziel der etwas über 50 Kilometer langen Radtour führt, zur Burg Rheinfels oberhalb von St. Goar. Die Burg Rheinfels wurde im Jahr 1245 als Zollburg für Schiffe, die den Rhein aufwärts fuhren, errichtet. Bereits 1256 wurde die Burg ein Jahr durch ein Heer des Rheinischen Städtebundes erfolglos belagert und galt danach über Jahrhunderte als uneinnehmbar, bis Ende des 18. Jahrhunderts die Festung der französischen Revolutionsarmee ohne Widerstand übergeben und anschließend in großen Teilen gesprengt wurde. Lohnend ist auch hier eine etwa einstündige Führung durch die heutige Ruinenanlage und zur Stärkung ein anschließender Besuch in einem der drei Restaurants, die zum Hotel Schloss Rheinfels gehören.

Der Aussichtspunkt
Der Aussichtspunkt "Hühnertempel". Foto: Andreas Walter

Am nächsten Tag starten wir von unserem Hotel Herrmanns Mühle in St. Goarshausen zu einer weiteren 43 Kilometer langen Radtour. Bereits kurz nach dem Start wartet im St. Goarshausener Ortsteil Heide der Aussichtspunkt „Hühnertempel“ mit einem unvergesslichen Blick auf Burg Katz, Burg Rheinfels und den Rhein auf uns. Dieser Abstecher sei allen empfohlen, die sich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Auto auf den Weg zur Loreley begeben.

Blick auf den Loreleyfelsen. Foto: Loreley Touristik
Blick auf den Loreleyfelsen. Foto: Loreley Touristik

Nur etwa zwei Kilometer entfernt thront der sagenumwobene Loreley-Felsen 125 Meter oberhalb des Rheins. Hier kämmte der Sage nach eine Nixe mit dem Namen Loreley ihr langes goldenes Haar und zog die Rheinschiffer mit ihrem Gesang derart in den Bann, dass diese mit ihren Schiffen an den Felsen zerschellten. Seit 2019 können Besucher im neuen Kultur- und Landschaftspark diesem Mythos nachspüren und die Kulturgeschichte des Schieferfelsens im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal entdecken.

Nach einer kurzen Stippvisite im modernen Besucherzentrum mit Blick auf die Sommerrodelbahn „Loreley-Bob“ geht es wieder auf die Räder und über die Dörfer Bornich, Weisel und Sauerthal mit Blick auf die Sauerburg wieder hinunter zum Rhein nach Lorch. Während die ersten Regenwolken aufziehen erreichen wir das Rheinufer der hessischen Kleinstadt, von der aus wir wieder rheinabwärts mit Blick auf Bacharach  am gegenüberliegenden Rheinufer und über die rheinland-pfälzische Landesgrenze nach Kaub radeln.

Eindrucksvoll liegt die Burg Pfalzgrafenstein mitten im Rhein. Foto: Andreas Walter
Eindrucksvoll liegt die Burg Pfalzgrafenstein mitten im Rhein. Foto: Andreas Walter

Schon von weitem sehen wir mitten im Rhein die eindrucksvolle Burg Pfalzgrafenstein, die bereits im Jahre 1326 von Ludwig dem Bayern als Zollstation auf einer im Rhein liegenden Klippe erbaut wurde. Mit der Fähre geht es anschließend wieder auf die linke Rheinseite, auf der wir bei leichtem Nieselregen die Schönburg bei Oberwesel passieren und nach 10 Kilometern und einer weiteren Überfahrt mit der Fähre von St. Goar unser Etappenziel St. Goarshausen erreichen.

Ein abwechslungsreiches Radel-Wochenende geht zu Ende, mit der Besichtigung eindrucksvoller Burgen, unvergesslichen Aussichten auf „Vater Rhein“ sowie kulinarischen Genüssen in der lokalen Gastronomie. Und wieder kommen mir die Worte von Heinrich Heine in den Sinn: „Die Luft ist kühl und es dunkelt und ruhig fließt der Rhein. Der Gipfel des Berges funkelt im im Abendsonnenschein“. Auch wenn das Funkeln des Berges witterungsbedingt ausfällt hat uns die Region rund um die Loreley begeistert.

Buchtipp

Zahlreiche weitere Tipps und Erlebnisse in der Region findet Ihr in dem Buch Oberer Mittelrhein und Rheingau – HeimatMomente: 50 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen unserer Autoren Christian Dose und Carolin Gerstenmaier:  https://360grad-medienshop.de/hm-Oberer-Mittelrhein-und-Rheingau

Über das Buch

Ob romantische Burgen oder steile Weinberge: Über 67 Flusskilometer erstreckt sich entlang des Rheins eine der schönsten Kulturlandschaften Deutschlands. Das Obere Mittelrheintal, im Jahr 2002 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet, und der Rheingau faszinieren immer wieder aufs Neue. Kloster Eberbach ist spätestens seit dem Kinoerfolg „Der Name der Rose“ weltweit bekannt, die Sage der Loreley ist es ohnehin. Doch es gibt weitaus mehr am vielleicht schönsten Abschnitt des Rheins zu entdecken.

50 erlebnisreiche Mikroabenteuer stellen zwei gute Kenner der Region vor: von der nächtlichen Führung bei Kerzenschein und Weinprobe im Kloster Eberbach über Aussichtspunkte mit Wow-Faktor bis hin zu einer Kunstgalerie in einem historischen Weinkeller. Oder wie wäre es mit einer kurzen Wanderung mit Waldgeistern oder der Königsetappe des Rheinsteigs, einem Tag auf den Spuren von Hildegard von Bingen oder einer Übernachtung in einem überdimensionierten Weinfass?

Über die Autoren: Christian Dose lebt seit 2001 als Journalist und Kommunikationsberater in Frankfurt/Main. Schon ein kurzer Ausflug an den Rhein lässt ihn den Alltag vergessen. Daher war es sein Herzenswunsch, nach Büchern über dieUSA und Neuseeland seine Empfehlungen zur  Welterberegion zu veröffentlichen.  Carolin Gerstenmaier ist seit 2008 in der Luftfahrtbranche in Frankfurt/Main tätig. Besonders interessiert an Kunst und Kultur, genießt sie es, das Mittelrheintal zu erkunden. Nach einem Buch über New York war es ihr ein besonderes Anliegen, über die Region „vor der eigenen Haustür“ zu schreiben.

Beitragsbild: Blick auf St. Goarshausen und Burg Katz. Foto: Andreas Walter