Mit Pinseln zaubern - Luzerner Fassadenlandschaften
Mit Pinseln zaubern - Luzerner Fassadenlandschaften

24. Januar 2025

Mit Pinseln zaubern - Luzerner Fassadenlandschaften

Ein Spaziergang durch die Stadt gleicht dem Blättern in einem besonders dicken Bilderbuch, denn Luzerns kunstvoll bemalte Hauswände erzählen spannende Geschichten aus einem halben Jahrtausend.

Da stehen Gebäude wie Stoppschilder. „Nicht weiter gehen!“, bestimmen die brüllend bunten Wandbilder des Fritschi-Hauses am Steinplatz, auf denen Szenen übermütigen Fasnachtstreibens zu sehen sind. „Stehen bleiben!“, gebieten auch das großflächige Fresko am Dornacher Haus, die wappengeschmückten Rebstöcke des ehemaligen Zunftgebäudes zu Pfistern oder das Werk am Eingang der Weinbergli-Siedlung, mit dem der weitbekannten Luzerner Kunstmaler Hans Erni schon im Jahr 1936 auf die Notwendigkeit des sozialen Wohnungsbaus hinwies. Unterteilt in drei Stockwerke zeigt das Bild ganz unten eine Familie, die auf eine Wohnung wartet. In der Etage darüber sind Architekt und Baumeister mit der Planung des Baus zugange, und ganz oben hat Erni sich selbst in der Figur eines Ingenieurs verewigt.

Fresko am Dornacher-Haus. Foto von Thomas Schneider

Rund 200 solch unübersehbarer Mauerkunstwerke aus fünf Jahrhunderten fordern zu einem Rundgang durch diese Open-Air-Galerie der gemalten Stadtgeschichte auf. Seit dem 16. Jahrhundert verzierten Künstler und Malermeister die Luzerner Hausfassaden. Eine Wandbildertour führt daher durch verschiedene Stil-Epochen und durch eine bunte Mischung an Themen und Motiven, die dem aufmerksamen Betrachter einiges über Magie und Brauchtum verraten, über Zünfte und über die gute alte Zeit, in der es noch keine Hausnummern gab. Damals dienten Fassadenmalereien in Gestalt von Wappen, Symbolen und persönlichen Schutzheiligen dazu, Gebäude zweifelsfrei unterscheiden zu können.

So prangt auf der Fassade der alten Cysat-Apotheke am Weinmarkt unübersehbar der Baum der Erkenntnis. Seinen Stamm umwindet die Paradiesschlange solange, bis sie schließlich als barbusige Eva zwischen den Ästen der Krone wieder hervorschaut und mit einem frisch gepflückten Apfel lockt. Darunter steht: „Amor medicabilis nullis herbis“ – „Die Liebe ist durch kein Kraut heilbar.“ Widerstand zwecklos, Adam!

Die alte Cysat-Apotheke. Foto: Thomas Schneider

Am Ende der Steinengasse befindet sich eine ganz besondere Fassade, die einen vor der vollkommenen Illusion kapitulieren lassen kann. Ganz im Stil des Trompe-l’œil – einer Kunstgattung, die dreidimensionale Räumlichkeit vorgaukelt – hat der Künstler Werner Vogel dort mit der Technik des schönen Scheins und den Perspektiven gespielt. Sein Bild verlängert die Straße optisch und bringt die Wand, auf die es gemalt ist, zum Verschwinden.

Pure Illusion. Foto: Thomas Schneider

Nichts ist real, nicht der Vierwaldstättersee im Hintergrund, nicht die vielfarbige Häuserzeile, die Frau am geöffneten Fenster und auch nicht das geparkte Auto, über dessen glänzend rotlackierte Kurven man so gern sanft mit den Fingern streichen würde – alles bloß eine Frage des Blickwinkels, alles bloß Zauberei mit Farbe und Pinsel. Eine Fantasie, der man sich gerne hingibt.

Buchtipp: ReiseMomente Luzern mit Vierwaldstätter See

50 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen

Auf Gipfeln und Gabeln, in Strandkörben, Seilbahnen und Theatersesseln, im Wald und auf Wellen hat Nicole Quint 50 gute Gründe gefunden, um nähere Bekanntschaft mit der schönsten Stadt der Schweiz zu schließen – Luzern. Der bloße Name beschwört Bilder vom  blendend blauen Vierwaldstättersee und schneegekrönten Voralpen herauf und wie jeder fabelhafte Magier, der stets noch ein weiteres Kaninchen aus seinem Hut zaubern kann, überrascht auch Luzern mit immer Neuem und Unerwartetem.

Als Wegbegleiter führt dieses Buch Sie zu den echten Schätzen im Herzen der Schweiz, mal mitten hinein in den Trubel der Traumstadt Luzern, mal hinaus in die Natur an Stellen, die einfach gut tun, die zum Durchatmen und Staunen einladen. Immer sind es Orte, die etwas zu  erzählen haben, die uns berühren, zum Lachen bringen oder unseren Mut herausfordern. Orte, die zu Recht zu den touristischen Highlights zählen, und solche, die wenig bekannt sind, obwohl das Reiseglück oft genau dort lauert, wo man es gar nicht suchen wollte. Eines aber  gilt immer – Luzern ist schöner als jedes Klischee erlaubt.

Über die Autorin: Natürlich führen nicht alle Wege nach Luzern – sollten sie aber, findet Nicole Quint. Sie hat lange in der Schweiz gelebt und kehrt regelmäßig an den Vierwaldstättersee zurück. Ihren Beruf als Reisereporterin fand sie jedoch in Indien. Einige Jahre stand ihr Schreibtisch in  Griechenland und ein Zweitbett auf einer irischen Ziegenfarm. Inzwischen ist sie als Freelancer für zahlreiche Print- und Online-Medien in allen Ecken der Welt unterwegs, am liebsten jedoch in Irland, Griechenland und der Schweiz.

Bibliographische Angaben:

  • Taschenbuch: 256 Seiten, 228 Fotos, 7 Karten
  • Verlag: 360° medien
  • Auflage: 1. Auflage 2023
  • Preis: 16,95 €
  • ISBN: 978-3-96855-332-0
  • Bestellmöglichkeit im Buchhandel oder über den Verlagsshop: https://360grad-medienshop.de/rm-luzern