Odenwald: Minneburg - die sagenumwobene Burgruine

15. April 2021

Odenwald: Minneburg - die sagenumwobene Burgruine

Das Wahrzeichen Neckargerachs, das auf einem bewaldeten Berghang oberhalb des Neckars gegenüber dem Ort thront, verdankt seine Existenz einer unerfüllten Liebe – so die Sage.

In der Nacht hat es geregnet. Wir entscheiden uns gegen den steilen, aber heute etwas matschigen Serpentinentrampelpfad durch den Wald, der uns in 15 Minuten zur Burg bringen würde. Stattdessen nehmen wir den weit umlaufenden doppelt so langen Weg, der entlang grüner Wiesen und einem gut ausgebauten, leicht ansteigenden Waldweg hinauf zur Ruine der Minneburg führt. Es ist früh am Tag, weder Wochenende, Feiertag noch Ferienzeit, und außer uns ist kein Mensch unterwegs. Einsam liegt die mächtige Burgruine am höchsten Punkt des Weges vor uns. Der Blick hinunter auf den Fluss und den Ort ist grandios.

Blick von der Minneburg auf das Neckartal. Photo Credit: Cornelia Lohs
Blick von der Minneburg auf das Neckartal. Photo Credit: Cornelia Lohs

Glaubt man der Sage, geht der Name der Burg auf Minna von Horneck zurück, die einst auf Burg Hornberg, der späteren Burg Götz von Berlichingens, lebte. Ihr Vater wollte sie mit einem gewissen Grafen von Schwarzenberg vermählen, den Minna aber nicht liebte. Hatte sie ihr Herz doch bereits an den Ritter Edelmut von Ehrenberg verloren, der sich gerade auf einem Kreuzzug befand. Vor der geplanten Hochzeit floh sie in eine Höhle nahe der heutigen Burg. Wie sie dorthin gekommen sein soll, ist nicht bekannt.

Immerhin liegen zwischen Burg Hornberg und der damals noch nicht existierenden Minneburg etwa 15 Kilometer. Und gut ausgebaute Straßen und Wege gab es damals nicht. Ganz zu schweigen von Wanderschuhen für Burgfräulein. Wie dem auch sei. Minna hauste in der Höhle und wartete auf die Rückkehr ihres Ritters. Dabei wurde sie immer schwächer. Als Edelmut von Ehrenberg endlich vom Kreuzzug aus dem Heiligen Land zurückkehrte, lag Minna im Sterben. Woher er wusste, in welcher Höhle sich Minna versteckte, lässt die Sage offen. Er versprach seiner sterbenden Liebsten zum Gedenken ihrer Liebe (mittelhochdeutsch „Minne“) die Errichtung einer Burg. So die Legende und der Name Minneburg.

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Über das Buch:

Liegt der Ursprung des Frankenstein-Monsters tatsächlich auf einer Burg im Odenwald? In welcher winzigen Höhle hauste einst ein Eremit? Wer macht so guten Whiskey wie die Iren und die Schotten und sahnt damit einen internationalen Preis nach dem anderen ab? „Halt die Klappe!“ – woher kommt diese Redewendung? Welche Auswirkungen hatte es, als im 14. Jahrhundert ein Priester versehentlich einen geweihten Kelch umstieß? Was, Heppenheim war schon mehrmals internationale Filmkulisse? Und Hollywoodstar Cary Grant drehte tatsächlich mal im Odenwälder Neckartal? Was hat es mit dem über 400 Jahre alten Galgen auf sich, der unter Denkmalschutz steht? In welcher Grube findet man unzählige Fossilien?

Der Odenwald steckt voller Überraschungen! Begeben Sie sich hinein in die Mikroabenteuer und entdecken Sie die Überreste einer römischen Villa, mystische Burgen, eine Basilika aus der Karolingerzeit, einzigartige Museen, lernen Sie den Odenwälder Mozart kennen und begeben Sie sich auf die Spuren eines der bekanntesten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne.

Über die Autorin: Cornelia Lohs ist quasi vor den Toren des Odenwalds aufgewachsen. Die Heidelberger Journalistin, die seit vielen Jahren an über hundert Tagen im Jahr in der Welt unterwegs ist, entdeckte erst während der eingeschränkten Reisemöglichkeiten 2020 die Ausflugsziele ihrer Kindheit wieder neu. Die vielreisende Autorin verfasst Reiseführer und -bücher, fotografiert und schreibt Reportagen und Features in den Bereichen Reise und Geschichte für diverse Medien in den deutschsprachigen Ländern.

Beitragsbild (Minneburg) und Text: Cornelia Lohs