Ontario: Point Pelee National Park

19. Januar 2021

Ontario: Point Pelee National Park

Die dreieckige Halbinsel im äußersten Westen Ontarios ist der zweitkleinste Nationalpark Kanadas. Ein Paradies mit Stränden und dichten Wäldern, hunderten Vogelarten und Schmetterlingen, von denen einige hier in Schwärmen zu einer erstaunlichen Reise starten. Sind das Behelfs-Turnhallen? Oder Hangars für Kleinflugzeuge? XXLSchützenfestzelte vielleicht? Auf dem Weg zur Point Pelee Peninsula kann man kaum den Blick auf der Fahrbahn lassen, so sehr bestaunt man die hunderte Meter langen, milchig-weißen Leichtbauwände, die nicht nur den Highway 77 säumen. Cielo Vista steht auf einer Fassade. Frei übersetzt: „Anblick des Himmels“? Nunja, bei Nebel vielleicht. Nature Fresh prangt an einer anderen Front und liefert mit seinem Blätter-Logo den Hinweis, dass hier gigantische Gewächshäuser stehen, von innen bestrahlt mit künstlichem Sonnenlicht. Glühende Landschaften quasi, die halb Kanada ganzjährig mit Treibhausobst beliefern.

Bald hinter Leamington aber wird es naturgrün. Point Pelee ist ein 15 Quadratkilometer großes, langgezogenes Land-Dreieck, das aus der Luft anmutet wie ein undurchdringlicher Dschungel. Dabei sind nur fünf Quadratkilometer wirklich fester Boden, dicht bewaldet mit Ahorn, Eichen, Walnussbäumen und Ulmen. Der Rest besteht aus Savanne, Stränden, Sumpf und Marschland mit stillen Entengrütze-Seen, durch die lange boardwalks führen, mit Bänken zum Beobachten von Vögeln und mit Glück der (ungiftigen!) Schlangen. Bedächtig kann man hier im Kajak durchs Schilf paddeln und diese bewässerten Ruheoasen auf sich wirken lassen.

Der Nationalpark – obgleich zweitkleinster des Landes – hat die meisten Tier- und Pflanzenarten. Was auch daran liegt, dass dieser südlichste, in den Lake Erie hineinragende Zipfel Ontarios auf dem 42. Breitengrad liegt, der etwa auf der Höhe von Rom und Barcelona verläuft. Dieses von Frühjahr bis Herbst sommerliche bis heiße Klima macht Point Pelee zu einer Art Natur-Airport für Zugvögel und Schmetterlinge. Während der ersten drei Maiwochen zwitschern aus jedem Baumwipfel tausende Zugvögel wie Teichrohrsänger, farbenprächtige Prachtmeisen und Pirole durcheinander. Sie pausieren hier auf ihrer Reise in den Norden, und Point Pelee lädt Besucher dann zum Festival of Birds. Übernachten können einige von ihnen in 24 Hauszelten mit Gaskochern und einfacher Campingausstattung.

Mehr dazu und 39 weitere Tipps lest Ihr in dem Buch "Ontario: 40 Highlights abseits der ausgetretenen Pfade" von Stephan Brünjes

Text und Beitragsbild: Stephan Brünjes