Neuseeland steht vor einer Wallaby-Plage

30. März 2020

Neuseeland steht vor einer Wallaby-Plage

Seit Ende 2018 ist es offiziell: Neuseeland ist von Wallabys bedroht. Die kleinen, puscheligen Kängurus haben den Possums den Rang als nationaler Plagegeist abgelaufen. Der Schaden, den sie verursachen, indem sie einheimische und seltene Pflanzen fressen, ist ähnlich enorm.

Wallabys wurden 1912 vom damaligen Gouverneur Neuseelands, George Grey, auf Kawau Island eingeführt. Er kaufte fünf verschiedene Wallaby-Arten, um einen Zoo für sein Anwesen einzurichten. Drei dieser Arten verbreiteten sich von der Insel auf das neuseeländische Festland und bedrohen nun Neuseelands Pflanzen- und Tierwelt, weil sie alle neuen Pflanzentriebe abfressen. (Derselbe Grey führte auch das Possum in Neuseeland ein.)

Inzwischen gibt es feste Wallaby-Populationen in Rotorua am Lake Tarawera und in South Canterbury rund um Waimate. Nach Schätzungen könnten sich Wallabys in den nächsten 50 Jahren auf ein Drittel der Landfläche Neuseelands ausbreiten, wenn dagegen nichts unternommen wird. Der wirtschaftliche Schaden durch die kleinen Kerle beläuft sich jedes Jahr auf 28 Millionen NZD und wird sich bei der derzeitigen Verbreitungsrate in zehn Jahren auf 84 Millionen NZD steigern.

Wallabys sind ein nationales Problem für Neuseeland geworden. Nachdem sie sich zuerst auf der Nordinsel verbreitet haben, steht man nun auf der Südinsel in Alarmbereitschaft. In Otago haben die Sichtungen von Wallabys in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Für die Bauern sind Wallabys die größte Bedrohung seit der Kaninchenplage vor über 100 Jahren.

Wie viele Wallabys in Neuseeland unterwegs sind, ist unklar. Nur die getöteten Tiere können gezählt werden, eine offizielle Statistik gibt es noch nicht. Einige Farmer in South Canterbury schießen nach eigenen Angaben 1000 Wallabys im Jahr ab und legen sich dafür eigens Helikopter zu.

Wallabys laufen in einer Nacht bis zu 6 km weit. Sie sind geschickt, schnell und scheu – viel schwerer zu fangen und zu töten als die behäbigen Possums. Für das Abschießen und Vergiften der Tiere geben einige Farmen bereits mehr als 50 000 NZD pro Jahr aus. Und die Suche ist extrem zeitaufwendig; um ein Wallaby aufzuspüren, braucht man eigentlich militärische Überwachungstechnik. Bisher sind gut trainierte Hunde die beste Waffe der Farmer, aber sie ist angesichts des riesigen Verbreitungsgebietes der Wallabys wirkungslos – das Hochland von Canterbury und Otago ist viel zu weitläufig.

Environment Canterbury machte 2018 gemeinsam mit Trap and Trigger und Heliventures NZ drei Testflüge mit Wärmebildsensoren, um Wallabys außerhalb der „containment area” in South Canterbury aufzuspüren. Dabei wurde nur ein Tier entdeckt und getötet.

Trotz der Dringlichkeit der Lage und der großen Bedrohung sieht die Regierung nach wie vor kein eigenes Budget im Haushaltsplan für die Wallaby-Bekämpfung vor. Der Distrikt Canterbury gab 2016/17 über 62 000 NZD dafür aus, im kommenden Haushaltsjahr plant man bereits mit 227 000 NZD.

Die befürchteten Auswirkungen für die Region sind immens. Viele Farmer glauben, einer einzigartigen Bedrohung ihrer Existenz gegenüberzustehen. Da ist es wenig hilfreich, dass die meisten anderen Menschen in Neuseeland in den Wallabys knuddelige, süße Tierchen sehen. Genau wie die puscheligen Possums haben Wallabys in Neuseeland nichts zu suchen. Ihr Bestand kann zwar sicherlich nicht mehr ausgerottet werden, er muss aber zumindest eingedämmt und kontrolliert werden.

Wer ein Wallaby in freier Natur gesehen hat, vor allem außerhalb der bekannten Verbreitungsgebiete, der sollte es sofort beim DOC oder einer anderen Behörde melden.

(Jenny Menzel)